Es mag ja Zeitgenossen geben, die seit Wochen an nichts anderes mehr denken (die teilnehmenden Olympioniken jetzt `mal ausgenommen), aber mich lässt es doch (noch) relativ unberührt. Vielleicht liegt es daran, dass man doch ein relativ zwiespältiges Verhältnis zum Gastgeberland China hat. Die Einstellung Chinas zu Menschenrechten im allgemeinen und zu Tibet im Besonderen hat wird sich weder durch einen Olympiaboykott noch durch rote Tibet-Schleifchen am Revers ändern.
Dass die Eröffnungsfeier am Freitag in Peking ein riesiges Spektakel werden wird (und wie ein Staatsgeheimnis behandelt wird), ist jedem klar: hier soll Größe und Macht demonstriert werden.
Für mich stellt sich eher die Frage, wie der chinesische Staat mit den ausländischen Korrespondenten und ihrer Berichterstattung umgehen wird: bekommt man vorher einen Maulkorb verpasst oder treten während eines kritischen Berichts zufälligerweise technische Störungen auf? Werden manche Gruppierungen wie die tibetanischen Mönche die Möglichkeit nutzen, sich dem Westen mitzuteilen? Und wenn ja – wie wird die chinesische Regierung darauf reagieren? Es ist China ja schon daran gelegen, dass die übrige Welt einen guten Eindruck bekommt: letztens las ich in der Zeitung, dass in Peking ca. 4 Millionen Broschüren an die Einheimischen verteilt worden sind, wie man sich Ausländern gegenüber zu benehmen, was man zu tun bzw. zu lassen hat im Umgang mit ihnen. Darunter war z.B. auch die Aufforderung an die Pekinger, zu schwarzen Schuhen keine weißen Socken anzuziehen…
Nun kann man jetzt auch den Spieß umdrehen und sich fragen, wie wir uns den Chinesen gegenüber verhalten sollten – sei es, weil wir noch ein Ticket für eine olympische Ausscheidung ergattert haben, weil wir selbst einmal Peking besuchen wollen (lohnt sich – ich weiß es aus eigener Erfahrung!) oder weil wir geschäftlich regelmäßig mit Chinesen zutun haben.
Für Europäer gibt es in China weitaus mehr Fettnäpfchen, als weiße Socken zu schwarzen Schuhen zu tragen: „Das Taschentuch nach dem Naseschnäuzen wieder in die Hosentasche zu stecken entspräche ungefähr dem, sich vorsätzlich in die eigene Handtasche zu erbrechen.“ (Zitat aus dem Buch Iwanowski`s Reisegast in China: Fremde Kulturen! verstehen und erleben TB von Francoise Hauser).
Weitere interessante und von Lesern als sehr hilfreich bewertete Reiseführer sind:
-Der China-Knigge: Eine Gebrauchsanweisung für das Reich der Mitte von Petra Häring-Kuan und Yu Chien Kuan)
-Kulturschock China: VR China und Taiwan TB von Hanne Chen,
-Gebrauchsanweisung für China TB von Kai Strittmacher
Diese Bücher (siehe unten) eignen sich aber durchaus auch für Leute, die nie in das Reich der Mitte kommen werden, aber trotzdem einmal über ihren Tellerrand hinausschauen wollen und sich für fremde Kulturen interessieren!