Gestern las ich in unserer Tageszeitung „Neue Westfälische“ einen interessanten Artikel: In Rheda-Wiedenbrück gibt es eine Schule, die Ernst-Barlach-Realschule (EBR), die seit Anfang des Jahres einheitliche Schulkleidung hat. Das Thema interessiert mich schon seit längerem, da ich im Urlaub in englischsprachigen Ländern regelmäßig Schüler in den unterschiedlichsten Schuluniformen gesehen habe und mich letztes Jahr in Schottland auch mit einem 12jährigen Schüler über Sinn und Unsinn einer solchen Uniform unterhalten habe. Er war übrigens „pro“ eingestellt und auf sein Sweatshirt mit Schulwappen sichtlich stolz…
Die Möglichkeit der Einführung einer Schuluniform in Nordrhein-Westfalen wurde durch das neue Schulgesetz ermöglicht. Das hat die EBR als Gelegenheit genutzt, darüber abzustimmen. Ergebnis war die einheitliche Kleidung für alle Schüler auf freiwilliger Basis.
Danach ging es in die Planungsphase: es sollten Kapuzenpullover und Polo-Shirts sein – in knalligem Blau. Als nächstes wurde ein Wettbewerb durch die Schülervertretung ausgeschrieben, in dem nach einem passenden Logo gesucht wurde. Per Abstimmung durch die Schüler und Lehrer wurde der Entwurf von Hanna Prasse (10. Klasse) angenommen: auf der Rückseite der Sweats und Shirts ist der Schriftzug der Schule in Kreisform aufgedruckt, die Vorderseite ziert in Höhe und Größe der Brusttasche ein Wappen der Stadt. Die Intention der Schule war, das „Wir-Gefühl“ zu stärken, sich nach außen mit seiner Schule zu identifizieren und anderseits keine Schüler auszugrenzen.
Dadurch, dass von Anfang an die Schüler bei der Diskussion, ob überhaupt und wenn ja, welche Schulkleidung dabei waren, dass der Entwurf nicht von außen kam sondern von einer selbst betroffenen Schülerin und dass die Schwierigkeiten der Umsetzung wie Anbieter und Sponsoren finden und Verhandlungen führen auch mit den Schülern zusammen umgesetzt wurde, denke ich mir, hat es die Ernst-Barlach-Realschule wirklich geschafft, dass sich die Schüler mit ihrer Schulkleidung identifizieren und sie gerne tragen werden. Vielleicht ist das wirklich der Weg, auf diese Art und Weise Schulkleidung in Deutschland zu etablieren – statt nur darüber zu schimpfen, dass die Schulhöfe zu Laufstegen werden, wo man die neuste und angesagteste Markenkleidung präsentieren kann!
Gegen die Uniform spricht, dass der Individualismus verloren geht. Dieser Markenkampf unter den Kids hat in den 90ern Überhand genommen, ich denke Schuluniformen sind durchaus sinnvoll.
Wie soll denn das laufen? Nach der Schule mal schnell in die Stadt fahren, in Schuluniform? Den Kindern wird so etwas genommen, dieser Vereinheitlichung ist durchaus gefährlich.
Schuluniform oder besser Schulkleidung, lässt keinesfalls die Individualität schwinden.
Denn das Angebot an Schulkleidung ist riesengroß.
Die Artikelauswahl, selbst die so oft gewünschte Schullogoentwicklung / Gestaltung wird von den Schülern selbst bestimmt.
Somit reflektiert die Schulkleidung in höchstem Maße eine Individualität die das Gemeinschaftsgefühl nachhaltig stärkt.
Die vielen daraus resultierenden Vorteile genießen die Schüler selbst und ganz sicher die nächsten, kommenden Generationen ….
Andreas Herrmann